Die Planungen zum Bau einer Kirche für die sich von Jahr zu Jahr vergrößernde Pfarrei Heiligkreuz gehen bis auf das Jahr 1926 zurück → Chronologie des Ortes. Die 1911 erbaute Notkirche soll durch eine große Pfarrkirche ersetzt werden. So fertigt 1927/28 der Architekt P. Gracher die ersten Entwürfe, die nicht realisiert wird.
Die Pläne von Dominikus Böhm sehen u. a. einen nicht durch schwere Säulen oder Pfeiler behinderten offenen Zentralraum vor, um den sich die Gemeinde versammeln kann → 5 Fotos zu den Entwürfen. Der 1945 in Heiligkreuz berufene Pfarrer Jakob Begon muss Dominikus und Gottfried Böhm 1945 aber mitteilen, dass ein Kirchenneubau wohl erst in rund zehn Jahren realisiert werden könne. Vorher müssten die Notkirche eingerichtet bzw. erweitert und die im Krieg zerstörte Kapelle wieder aufgebaut werden, die später Zentrum für einen Neubau der späteren Kirche sein solle. Der Entwurf sei mit 16 Meter hohen Mauern und einer Dachhöhe von 26 Metern auch zu groß und zu hoch ausgefallen, so Pfarrer Jakob Begon (vgl. Pfarrbrief 1966).
1954 wird zunächst das Pfarrhaus errichtet. Die Bischöflichen Behörde beschließt am 5. Dezember 1956, eine neue Kirche zu bauen. Die Pläne von Dominikus Böhm und eine Skizze des Diözesanarchitekten Dr. U. Craemer werden diskutiert, aber verworfen. Es solle eine neue Planung stattfinden. Der Kirchenvorstand beschließt am 2. Februar 1958 ...
Das Preisgericht ist mit den Entwürfen insgesamt nicht zufrieden, doch Gottfried Böhm erhält am 27. Januar 1959 den 1. Preis des Preisgerichts. Der Kirchenvorstand hält am 15. Februar 1959 den Plan von Böhm für die weitere Beratung aber für geeignet und möchte mit ihm über die Ansichten und Änderungswünsche beraten.
Wettbewerbsentwürfe 1959, Gottfried Böhm
In der Sitzung des Kirchenvorstandes am 22. Februar 1959 werden Gottfried Böhm deren Ansichten und Wünsche in elf Punkten vorgelegt (u. a. Ostung der Kirche, bisher Südorientierung; größere Ausmaße auf Wunsch des Bauherrn; Kreuzsteinwände und die Form der Außenwände).
Besprechung am 6. Juni 1959 mit dem Bischöflichen Generalvikariat und Gottfried Böhm. Er wird beauftragt, die Pläne erneut zu ändern. Die dann im Herbst 1959 vorgelegten Entwürfe entsprechen jedoch nicht den mündlichen Absprachen, so der Kirchenvorstand. Erneute Änderungswünsche werden zum Jahreswechsel 1959/60 vom Kirchenvorstand und vom Bischöflichen Generalvikariat erarbeitet und als Empfehlung Gottfried Böhm zugestellt: u. a. zehn Meter Abstand von der Alten Kapelle; Sakristei und Nebenräume nicht an der Rotbachstraße, sondern der Südseite; sämtliche Kreuzgänge und Anbauten werden weggelassen; Hauptbau liegt ebenerdig und hat drei Eingänge; Kirchenraum für 500 Personen. Über den Standort und die Form eines neuen Turmes soll nach Fertigstellung des Haupthauses beraten werden.
Nach harten Auseinandersetzungen im Januar 1960 schickt Böhm am 25. Januar 1960 drei Skizzen, das u. a. das Weglassen der Gewölbe tragenden Säulen vorsieht. Die Skizzen gefallen; Böhm selbst hält die vorgebrachten Vorschläge nun auch für gelungen und sieht große Vorzüge gegenüber der vorherigen Planung. Endgültige Einigung am 29. Januar 1960.
Gottfried Böhm wird am 23. Januar 1920 in Offenbach als jüngster von drei Söhnen des Architekten Dominikus und Maria Böhms (geb. Scheiber) geboren. Dominikus Böhm (1880 bis 1955) selbst stammt aus einer Familie der Bauunternehmer und Baumeister ab.
Gottfried Böhm heiratet 1948 die Architektin Elisabeth Haggenmüller. Mit ihr hat er vier Söhne, von denen drei wiederum Architekten werden (Stephan (geb. 1950), Peter (geb. 1954), Paul (geb. 1959)); lediglich der zweitälteste Sohn Markus (geb. 1953) wird Künstler und Informatiker.
Bereits der langwierige, schwierige Einigungsprozess zwischen dem Architekten und dem Bauherrn im Vorfeld des Baues zeigt den großen Einfluss und den Wunsch des Bauherrn nach Mitgestaltung der Kirche. Maßgeblich ist Pfarrer Jakob Begon. Begon kümmert sich vor Ort um den Bau und bringt sich regelmäßig und intensiv mit konkreten Ideen und Vorschlägen zur Kirche und deren Ausgestaltung ein, wie der vielfältige Schriftwechsel belegt. Er fährt auch selbst nach Volterra und kauft den Alabaster für die Fenster der Ost- und Westfassade, verhandelt mit den Handwerkern und kümmert sich um alles vor Ort.
Der Trierische Volksfreund jedenfalls hat den Eindruck, „dass dieser Bau wohl als ein Lebenswerk des Heiligkreuzer Pfarrherrn angesehen werden darf“ (Volksfreund 1960, S.6). Wie Gottfried Böhm mit der aktiven Mitgestaltung umgeht, ist nicht eindeutig belegt. An der Grundsteinlegung am 18. September 1960 hat er jedenfalls nicht persönlich teilgenommen.
Die Kirche in Heiligkreuz ist im Verzeichnis der Kulturdenkmäler (vgl. Verzeichnis 2021, S. 52) sowie im Werkverzeichnis von Gottfried Böhm aufgeführt (vgl. Pehnt (1999), S. 168).